Ingeleben Erstmalig 1086 urkundlich erwähnt Diese Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Heeseberg konnte bereits 1986 auf ihr 900-jähriges Bestehen zurückblicken. Für alle Bewohner wohl unvergessen, bleiben die Feierlichkeiten zu diesem historischen Anlass. Ein Gedenkstein an der Kreuzung des Ortes hält dieses Ereignis für alle Zeiten fest.
Gedenkstein, zum Anlass des 900-jährigen Bestehen unseres Ortes geschenkt, von der Samtgemeinde Heeseberg. Sehr wechselhaft ist die Geschichte unseres Dorfes. Während des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) kaufte sich der Ort und vor allen Dingen die Kirche, von den plündernden Horden der durchziehenden Truppen frei. Ein Steinkreuz, ebenfalls auf der Kreuzung des Dorfes aufgestellt, dokumentiert noch heute diesen historischen Vorgang. Steinkreuz, hiermit hatte sich im 30-jährigen Krieg der Ort Ingeleben vor der Plünderung durch die Schergen der schwedischen Horden freigekauft. Die Ingeleber waren schon immer sehr streitbar. Kurz nach der Jahrhundertwende ist in einem Protokoll des Gemeinderates festgehalten : "Einen Beitrag zu den Kosten der Anlage einer Telegraphenlinie hierorts, an die Kaiserliche Oberpostdirektion zu zahlen, wird strikt abgelehnt.“ Aber der Fortschritt war nicht aufzuhalten, denn bereits drei Monate später gaben die Gemeindeväter klein bei und bewilligten: „Unter Verdruss ob der Höhe“, die geforderten 420 Mark.“ In diesen Jahren wurden auch die ersten 15 Straßenlaternen, gefüllt mit Gasstoff, aufgestellt. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl von Ingeleben vorübergehend auf 1.130 Menschen an. Viele Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien suchten eine neue Heimat. (Im Jahre 2000 = 468 Einwohner) Der Ort war schon immer landwirtschaftlich strukturiert. Die Masse der Bevölkerung fand Brot und Arbeit auf den bäuerlichen Betrieben. Die ortsansässige Molkerei, 4 Lebensmittelgeschäfte, 3 Bäckereien, 2 Gaststätten, 2 Frisöre, ferner 2 Landschmieden mit Lohndrusch, 1 Schlachter, 2 Schuster, 1 Stellmacher, 1 Sattler, 1 Schneider und nicht zu vergessen eine Ziegelei, sorgten für zusätzliche Arbeitsplätze. Mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft kam auch für unseren Ort der große Umbruch. Was früher durch mühselige Handarbeit erarbeitet werden musste, wurde jetzt durch den Einsatz von immer größer werdenden landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten in viel kürzerer Zeit wesentlich kostengünstiger erledigt. Die Bevölkerung suchte in den nahe liegenden und ferneren Ballungszentren wie Schöningen, Helmstedt, Schöppenstedt, Wolfenbüttel, Braunschweig und natürlich Wolfsburg (VW- Werk) einen Arbeitsplatz. Ingeleben entwickelte sich immer mehr zu einem „Schlafdorf“, was natürlich auch Konsequenzen auf die geschäftliche Weiterentwicklung der ortsansässigen Betriebe hatte. Heute gibt es lediglich noch eine Verkaufsstelle der ehemaligen Bäckerei Bockmann. Der Sportverein bewirtschaftet noch eine kleine Gaststätte (Vereinsheim) auf dem Sportplatz, die nur teilweise geöffnet hat. Ferner gibt es noch eine Poststelle ( Postfiliale ) in Ingeleben, eine der wenigen im Südkreis Helmstedt, die noch auf einem Dorfe existiert. Um überhaupt noch Kommunikationsmöglichkeiten zu haben, wird ein reges Vereinsleben gepflegt. So bietet der Veranstaltungskalender der Gemeinde Ingeleben seinen Bürgern für das Jahr 2004 die Möglichkeit sich an 45 diversen Einzelveranstaltungen zu beteiligen. Neben den drei wichtigen Festen der einzelnen Vereine, wie die Kindermaskerade der Kyffhäuser- Kameradschaft, die Sportwoche des Sportvereines mit einem Abendbrot zum Abschluss, sowie die Schießwoche der Schützenbrüderschaft mit dem anschließenden Schützen- Volks- und Kinderfest, wird immer wieder eine Möglichkeit zu einem „Gemütlichen Beisammensein“ gefunden. Die sehr agile Laienspielgruppe, die es immer wieder versteht, mit ihren zwei Auftritten im Kulturzentrum in Ingeleben und in den benachbarten Orten Schöningen, Grasleben und Büddenstedt, die Lachmuskeln der Zuschauer zu strapazieren.Weit über die Grenzen des Kreises bekannt ist darunter der alljährlich am Vortage des Himmelfahrtstages stattfindende „Heiratsmarkt“ des Junggesellen Clubs. Eine Attraktion für Pärchen ist die Chance, vor dem Standesbeamten eine Ehe für 24 Stunden zu schließen. Seit Gründung des Clubs 1969, haben sich bereits über 4000 Paare das Ja-Wort gegeben. Allein diese Zahl macht den Heiratsmarkt Ingeleben unkopierbar. Viele Paare schlossen später den Bund fürs Leben und viele davon kehren einmal jährlich an den Ort der Begegnung zurück. Somit hat sich gerade der Heiratsmarkt im Laufe der Jahre zu einer Riesenparty entwickelt, zu der Besucher selbst in Kleinbussen aus dem gesamten Bundesgebiet kommen. Früher endeten alle Feste traditionell mit einem Katerfrühstück, jetzt wird zum Abschluss ein Abendbrot mit anschließender Tanzveranstaltung durchgeführt. Lediglich der Junggesellen- Club- Ingeleben veranstaltet noch das traditionelle Katerfrühstück, bei dem das Freibier in großen Mengen fließt. Nicht umsonst heißt es in den umliegenden Ortschaften schon seit altersher : " De Ingelebbischen verstaht et immer wedder öhre Feste tau fiern" (Die Ingeleber verstehen es immer wieder ihre Feste zu feiern !“ Dem Besucher stellt sich das Ingeleben von heute in einem gepflegten, beschaulichen Zustand dar. Die öffentlichen Einrichtungen wie das Dorfgemeinschaftshaus, das Kulturzentrum, mit angegliedertem Sportheim, in dem ein moderner Schießstand untergebracht ist, sowie die Sportplatzanlage mit einem gepflegten Tennisplatz, machen das Leben in Ingeleben lebenswert. Die Freizeiteinrichtungen in Ingeleben genießen einen besonderen Stellenwert. Erwähnenswert ist die große Anzahl der Hobbypferde, die inzwischen wieder in unserem Dorfe für den Kutsch- und Reitsport genutzt werden. In der Chronik wurde im Jahre 1898 bei einer Bestandszählung der Gemeinde eine Zahl von 91 Ackerpferden festgestellt. Es gibt inzwischen wieder annähernd 70 Pferde in unserem Ort. In vier Pensionsställen mit 3 Reithallen sind sehr viele Pferde, auch von auswärtigen Pferdeliebhabern, untergebracht. Auf kommunaler Ebene wird sehr viel für die Kinder und noch vielmehr für die Senioren getan. Der Kindergarten und die Schule in Jerxheim werden sehr gern genutzt. Für die Senioren finden neben den alljährlichen Weihnachtsfeiern eine Reihe von Veranstaltungen sowie viele Fahrten auf Gemeinde- und Samtgemeindeebene zu den umliegenden Ausflugszielen statt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit monatlich an der "Kaffeetafel" für die Einwohner des Dorfes, immer am ersten Dienstag des Monats und an den monatlichen Abenden (Donnerstags) am "Seniorentreff" der männlichen Senioren, Jungsenioren und Frühpensionären, teilzunehmen. Im Jahre 1998 wurde Ingeleben an das Fern- Erdgasnetz der damaligen ÜWG, heute Avacon, angeschlossen. Das wurde von vielen Hauseigentümern eifrig genutzt, um damit ein weiteres Stück Lebensqualität in unser Dorf zu holen. Um das Leben in unserer Gemeinde noch moderner und attraktiver zu gestalten und um vor allen Dingen die geforderten gesetzlichen Auflagen zu erfüllen, hat der Gemeinde- und der Samtgemeinderat den Bau von Klärteichen und die Sanierung des Abwassernetzes beschlossen. Die geplanten Baumaßnahmen wurden zügig vorangetrieben und brachten in der letzten Zeit eine große Unruhe in unser beschauliches Dorf. Auch die immensen Kosten, die pro Grundstück anfallen, erregten einigen Unmut unter den Hauseigentümern. Aber eines ist sicher, die nachfolgenden Generationen werden dem Gemeinderat, für die mutige Entscheidung die Abwasserbaumaßnahmen in unserem Ort durchzuführen, noch einmal dankbar sein. Die letzte Baustufe endete im Jahre 2002 und arbeitet inzwischen zur vollsten Zufriedenheit der Ingeleber Dorfbewohner. Die Laienspielgruppe Ingeleben spendete im Jahre 2002 der Gemeinde für das Kulturzentrum eine große professionelle Bühne mit einer entsprechenden Beleuchtungsanlage für ihre Aufführungen und örtlichen Veranstaltungen. Das Kulturzentrum gewann dadurch nach Meinung vieler Besucher sehr an Wert und Atmosphäre. Da in der heutigen Zeit, wie jeder weiß, die Kassen der Kommunen leer sind, besteht für die einzelnen Gemeinden kaum noch die Möglichkeit größere Investitionen zu tätigen. Dem sehr agilen Gemeinderat, unter der Leitung von Bürgermeister Lutz Strumpf und seiner Stellvertreterin Ute Spindler, gelang es aber in kleinen Schritten unseren Ort weiterhin zu gestalten und trotz beschränkter finanzieller Mittel weiter voranzubringen. So bekamen das Dorfgemeinschaftshaus und das Kulturzentrum eine neue moderne Brennwert- Gasheizung, allerdings mussten hierfür Kredite aufgenommen werden deren Finanzierung aber erträglich für die Gemeinde abgeschlossen wurde. Der sehr rührige Bauausschussvorsitzende Bodo Schönyan gestaltete mit einer HzA- Kraft (Hilfe zur Arbeit) z. B. den Festplatz am Kulturzentrum neu, es wurden Rasenflächen mit Baumbepflanzungen geschaffen. Die vielen Sträucher und Hecken der Gemeinde wurden ordentlich beschnitten und die gemeindeeigenen Rasenflächen regelmäßig gepflegt. Das Ressort der Kultur ist in den Händen der Kulturausschussvorsitzenden Sonja Spindler bestens aufgehoben. Die von ihr jährlich ausgearbeitete Seniorenfahrt und die Gemeindefeiern finden bei den Einwohnern im Ort großen Zuspruch. Der Besucher unseres Heimatdorfes kann sich auch im Jahre 2004 immer noch an einem auffallend gepflegten Ortsbild erfreuen. Allerdings ist erkennbar, dass ein sehr schlimmer Überalterungsprozess der Dorfbewohner in nächster Zeit einen gnadenlosen Tribut fordern wird. Denn immer mehr Häuser und Gehöfte werden in Zukunft leer stehen und deshalb bereits jetzt nur noch notdürftig unterhalten. Die Nachkommen wohnen meistens in den umliegenden Städten und werden später versuchen ihr ererbtes Anwesen in unserem Dorfe zu verkaufen. Aber wer will schon die vielen Dächer der nicht mehr benötigten Scheunen und Ställe, für die Zukunft erhalten.
Gez. Manfred Spindler Chronist der Gemeinde INGELEBEN
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